Darien Gap / Panama -> Kolumbien
Mit einer Reise-Enduro mit Gepäck ist es
unmöglich den Darien Gap (ein ca. 100 km langes straßenloses
Dschungel-Gebiet an der Grenze von Panama und Kolumbien) zu
durchfahren.
Hier fehlt ein Stück in der Panamericana!
Man muß das Motorrad entweder verschiffen oder per Flugzeug transportieren.
Folgende grundsätzliche Möglichkeiten hat man:
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Segelschiff vom Norden Panamas nach Cartagena (Kolumbien)
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kleine Frachtschiffe, die auf beiden Meeren verkehren
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großes Fracht- bzw. Kontainerschiff
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Transport per Flugzeug
Zu 1) Segelschiff vom Norden Panamas nach Cartagena (Kolumbien)
Das ist die, zumindest bei Deutschen, wahrscheinlich populärste Variante.
Besonder verlockend an dieser Lösung: ca.
drei Tage der fünftägigen Überfahrt cruised man zwischen Karibik-Inseln
des San Blas Archipels umher, schwimmt und schnorchelt
und läßt es sich gut gehen.
Preise: ca. 800 bis 900 USD. In den letzten Jahren war eine extreme Preissteigerung zu beobachten.
Unabdingbar ist, daß man sich vorab
schlau macht und Erfahrungsberichte im Internet (speziell natürlich bei
HUBB und ADV) zu dem konkreten Schiff sucht, mit dem man
reisen möchte.
Ich habe nur ein einziges Schiff gefunden, zu dem es keine nennenswert kritischen Berichte gab: die Sahlratte.
Die nachfolgenden Nachteile treffen auf die verschiedenen Schiffe in unterschiedlichem Maße zu:
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die letzten rund 40 Stunden geht es über offene See, die ziemlich rauh ist. So ziemlich jeder Erfahrungsbericht erwähnt, daß es vielen an Bord auf diesem Teil kotze-elend geht! Wenn man von Kolumbien nach Panama fährt, ist es nicht ganz so schlimm, weil man den mit den Wellen fährt.
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die Motorräder leiden erheblich unter der salzhaltigen Luft bzw. der Dauerbesprühung durch die Salz-Gischt! Ketten, Bremscheiben und Ähnliches sind massiv rostig. Erhebliche Schäden bis hin zum dauerhaften Komplett-Ausfall der Elektrik werden berichtet. Die Stahlratte scheint aufgrund ihrer Höhe weniger davon betroffen zu sein als kleinere, niedrigere Schiffe. Kaum einer bietet Planen zum abdecken an. Einsprühen mit WD40 oder dick einfetten hemmt an manchen Stellen den Rost-Anfall.
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die Schiffe sind oft überbelegt und in Sachen Trinkwasser unterversorgt
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von vielen Schiffen hört man, daß wesentliche Dinge technisch nicht in Ordnung sind
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die Kapitäne sind oft starke eigene Persönlichkeiten mit denen viele nicht klarkommen. In extremen Fällen kommt es unter Koks- und Alkohol-Einfluß zu krassen Szenen.
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die Motorräder werden teilweise nicht direkt an Bord der Segelschiffe geladen bzw. ausgeladen. Oft läuft das über kleine Boote als Zwischen-Transport.
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mit dem Komfort ist es oft nicht weit her: mal abgeshen davon, daß es unter Deck eng und heiß ist, muß man aufgrund von Überbuchung u.U. an Deck schlafen + einige berichten von undichten Luken und in Folge davon teilweise komplett nassen Kojen + die Schiffe fahren fast immer mit Motor = je nachdem wo die Kabine liegt ist das höllisch laut
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die guten Schiffe muß mit einige Wochen Vorlauf buchen, da die Zahl der Plätze begrenzt ist und diese teilweise früh ausgebucht sind
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die Segelschiffe machen ein bis vier Turns pro Monat, d.h. der Termin liegt u.U. nicht gerade passend.
Inwieweit diese Faktoren auf das Schiff zu treffen, mit dem man fahren möchte, sollte man, wie gesagt, checken.
Dabei ist es bei den Erfahrungsberichten
manchmal ein bißchen schwierig rauszulesen, was sachliche Kritik ist und
wo eigenwillige Kapitäne mit eigenwilligen Passagieren
aneinander geraten sind und es dann als Revanche eine Schlammschlacht
gab. Aber mit ein bißchen Gespür findet man die grobe Wahrheit nach
einigen Berichten raus.
Wichtig ist, daß man sich selber Reports
sucht und nicht nur die vom Kapitän zur Verfügung gestellten Berichte
liest. Die sind naturgemäß natürlich sehr positiv.
Neben den sachlichen Nachteilen stehen
auf der Pro-Seite natürlich der Turn durch die Karibik-Inseln, das
Gemeinschafserlebnis (das manch einer auf der Contra-Seite
verbucht) und vor allem das Abenteuer.
Ich habe rund ein Dutzend Segelschiffe gefunden, die den Turn mit Motorrädern machen.
Platz zwei: nicht unumstritten, aber für mich zumindest noch akzeptabel:
Platz drei: das Hostal Wunderbar (Panama) vermittelt diverse Segelschiffe, die Motorräder transportieren. U.a. die Seeadler.
Es gibt noch einige weitere, über die ich
keine Berichte gefunden habe bzw. einige über die so viele schlechte
Berichte kursieren, daß ich niemals mit denen gefahren
wäre.
zu 2) kleine Frachtschiffe (unser neuer "Favorit")
Das ist die Variante für coole Abenteurer.
Manch einen lockt der hohe
Abenteuer-Faktor, manch einen der günstige Preis, der ganz grob um die
400 USD für Fahrer und Motorrad liegt.
Die Zahl der Horror-Storys ist so groß, daß diese Variante für uns nicht in Frage kam.
Sehr oft liest man, daß es mit der
Kooperation der Kapitäne vorbei ist, sobald sie das Geld in Händen
halten. Ab da an ist man selber und das Motorrad nur noch Dreck.
Man wird entgegen der Absprache an unmöglichen Stellen an Land gesetzt
oder das Motorrad wird bei der brutalen Verladung so stark beschädigt,
daß es nicht mehr fahrfähig ist. Oder die Kapitäne
erpressen auf hoher See Zusatz-Gebühren.
Außerdem befördern die Boote oft noch andere „Ware“. Da kann es im schlimmsten Falle „mit gefangen, mit gehangen“ heißen.
Auf jede Erfolgsgeschichte habe ich mindestens ein oder zwei Negativ-Berichte gefunden.
zu 3) Kontainerschiffe, RoRo und ähnliches
Zu diesen Varianten findet man in den
einschlägigen Foren fast nichts und ich habe auch noch nie jemanden
getroffen, der sie selbst MIT DEM MOTORRAD erprobt hat.
Wenn man einen Kontainer mit Motorrädern
voll bekommt, ist es finanziell auf alle Fälle attraktiv. Aber das ist
immer das selbe Leid: wie bekommt man genügend Motorräder
zusammen + auch wirklich die Kohle von allen, die mal irgendwann
versprochen haben, mitzumachen.
Panama Passage bietet einen Matching-Service an. Ob der funktioniert, muß sich noch
zeigen.
All die Wohnmobile und Campingbusse und
Abenteuer-Allrad-Fahrzeuge verschiffen mit Fracht- und RoRo-Schiffen.
Die müßten grundsätzlich auch Motorräder
transportieren.
Alle 4-Rad-Reisenden mit denen wir darüber
sprachen, waren frustriert über die extrem hohen Kosten, die denen für
die Ro-Ro-Verschiffung von Deutschland nach Kanada
entsprachen.
Zu den Kosten für die Verschiffung kommt dann auch noch die Personen-Passage per Schiff oder Flugzeug.
Wir haben mit einigen 4-Rad-Reisenden
gesprochen, die mit großen Reedereien ab Colon verschifft haben. Viele
berichteten Negatives: u.a. grobe Inkompetenz der Agenten
und Diebstahl aus den Fahrzeugen.
Gepäck muß man also im Flugzeug mitnehmen, bzw. wie auch immer man selber dann nach Kolumbien reist.
Außerdem ist die RoRo-Variante
bürokratisch aufwendiger als die Segelschiff-Lösung und es kommen
diverse Gebühren in Panama und Kolumbien dazu, die wie immer in solchen
Fällen, vorab schwer zu ermitteln sind.
zu 4) Flugfracht
Es taucht zwar alle paar Jahre mal wieder
kurz Konkurrenz auf, aber die einzigen, die kontinuierlich auf der Route
Panama-Kolumbien oder Panama-Equador Motorräder
mitnehmen sind Girag:
http://www.girag.com/ingles/index1.htmlKosten: pauschal 900 USD pro Motorrad
Dazu kommt dann nochmal der Personenflug mit 250 bis 400 USD, für den es mehrere Anbieter gibt.
Motorräder werden auf eine Palette gefahren, festgezurrt und Gepäck wird mit Klarsicht-Folie umwickelt. Bequemer geht es kaum noch.
Ca. ein Drittel der Berichte, die man über Girag liest, sind negativ. Das ist eine verdammt hohe Quote!
http://krad-vagabunden.de/motorrad-transport/darien-gap-panama-kolumbien/